Zeitgleich mit dem Beginn der Sanierungsarbeiten wurde die Flumserei erstmals ausgezeichnet: Der Anerkennungspreis für wertvolle Baukultur ehrt die gelungene Transformation ehemaliger Textilfabriken in der Region Sarganserland-Walensee.
Anlässlich der Hauptversammlung der Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee (TSW) beschloss die Kulturkommission, in diesem Jahr einen Anerkennungspreis für wertvolle Baukultur zu vergeben. Im Mittelpunkt standen – laut Denise Hug von der Kulturkommission – die für die Region bedeutenden ehemaligen Textilfabriken und ihre Umnutzung zu Arbeits- und Wohnräumen.
Statt Ranglisten oder Juryentscheiden rückte eine gesamtheitliche Würdigung in den Vordergrund, getragen von klar definierten Kriterien: die Verbindung von Tradition und Moderne, architektonische Qualität, Verdichtung sowie die nachhaltige Umnutzung als Wirtschaftsfaktor.
Würdigung mit Weitblick
Die Auszeichnungen für die prämierten Umnutzungen wurden am 3. Mai 2025 in festlichem Rahmen auf Schloss Bad Ragaz überreicht. Die Laudatio hielt Jakob «Köbi» Gantenbein, ehemaliger Chefredaktor der Architekturzeitschrift Hochparterre. Bildreich und pointiert sprach er über den kulturellen Wert industrieller Bauten. Besonders unterstrich er die Herausforderungen solcher Transformationen: «Es ist anspruchsvoller, in einer Fabrikruine etwas Rechtes auf die Beine zu bringen, als eine schick designte Wohnmaschine auf die grüne Wiese zu stellen.» Dieser Mehraufwand sei jedoch sinnvoll – nicht zuletzt angesichts der enormen Ressourcenverschwendung durch Abriss. «Jede Sekunde wird in der Schweiz eine halbe Tonne Bauschutt produziert», führte Gantenbein aus. «Das ist ein unglaublicher Verlust an Substanz – und eine noch unglaublichere Produktion von CO₂ sowie Vernichtung von Energie.»
Die Flumserei reiht sich in eine Gruppe historischer Standorte ein, die durch ihre gelungene Umnutzung und gestalterische Qualität überzeugen. Sie ist dabei die einzige Fabrik, deren Transformation noch nicht abgeschlossen ist. Gantenbein würdigte den bereits vollständig umgenutzten und vermieteten «Bogen» ebenso wie den Veranstaltungssaal – und skizzierte die kommenden Schritte der Sanierung von Hauptgebäude und Werkgasse. Selbst die neue Postautohaltestelle der Flumserei wurde als Teil des gelungenen Gesamtkonzepts erwähnt.
Sichtbare Anerkennung
Am Ende wurden alle fünf Fabriken gleichermassen geehrt. Als sichtbares Zeichen der Anerkennung erhielt die Flumserei eine grossformatige Tafel, die künftig ihre Fassade zieren wird.
Zum Abschluss lud man auf die Terrasse zum Apéro. In entspannter Atmosphäre tauschten sich Vertreterinnen und Vertreter der geehrten Textilfabriken mit den Mitgliedern der TSW rege aus.