Im Jahr 2012 begann die Stiftung Abendrot mit Immobilieninvestitionen in Berlin, um ihr Portfolio über die Schweiz hinaus zu diversifizieren. Dafür wurde eine Tochterfirma in Deutschland gegründet. Bis 2017 erwarb Abendrot Grundstücke und Bestandsliegenschaften, die sie langfristig verwaltet – ohne eigene Bautätigkeit, sondern in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Insgesamt wurden rund 34 Mio. Euro in Berlin investiert.
Den Auftakt bildete der Erwerb des sogenannten Holzmarkt-Areals mit 18’000 m² an der Spree. Das ehemalige Gelände der «Bar 25» wurde in Kooperation mit der Holzmarkt-Genossenschaft entwickelt. Auf einem Teilstück entstand zwischen 2013 und 2018 das «Holzmarkt Dorf» – ein lebendiges Quartier mit vielfältiger Nutzung: Kultur, Gastronomie, Clubbetrieb, Ateliers, Urban Gardening und öffentlich zugänglicher Freiraum. Mit 11’600 m² Geschossfläche versteht sich das Dorf als Gegenmodell zur Gentrifizierung. Ein ergänzendes Hochbauprojekt namens «Haus EINS» ist geplant, befindet sich jedoch noch in der Konzeptphase.
Südlich davon war ein Gästehaus mit 160 Zimmern und Gastronomie vorgesehen. Trotz vorliegender Baubewilligung (2021) konnte das Projekt wegen steigender Bau- und Finanzierungskosten nicht umgesetzt werden. 2024 übernahmen «Viva con Agua» und die Eckenstein-Geigy Stiftung das Projekt unter dem Namen «Villa Viva am Holzmarkt». Der Baustart erfolgte Ende 2024, die Eröffnung ist für 2026 geplant. Abendrot unterstützte dies, indem sie das Grundstück verkaufte und so die Finanzierung ermöglichte.
Das dritte Teilprojekt auf dem nördlichen Areal scheiterte zunächst mit dem ambitionierten Vorhaben «ECKWERK». 2021 wurde ein neuer Baurechtsvertrag mit einem Berliner Konsortium abgeschlossen. Das geplante Projekt «WIEWEIL» versteht sich als städtische Wissenslandschaft mit studentischem Wohnen, Kultur, Bildung, sozialem Gewerbe und Dienstleistungen. Die Baueingabe erfolgte Ende 2024. Die Umsetzung ist für 2027 bis 2029 vorgesehen – vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern sich.
Ein weiteres Projekt betrifft das ehemalige Umspannwerk an der Osloer Strasse 16/17. Das 1928 erbaute Klinkergebäude beherbergt heute unter dem Namen «Christiania», ein Zentrum für Kreativwirtschaft mit rund 1’360 m² Atelier- und Gewerbefläche. 2025/26 wird es energetisch modernisiert – mit Wärmepumpe, Solaranlage, Dämmung und brandschutztechnischer Erneuerung. So soll die nachhaltige, gemeinschaftliche Nutzung langfristig gesichert werden.
In Berlin-Mitte besitzt Abendrot zudem das Wohnhaus «Alt Moabit 54» (Bj. 1890) mit 18 Wohnungen und 4 Gewerbeeinheiten. 2026/27 wird das Dach erneuert, ausgebaut und mit einer PV-Anlage versehen. Die Gasheizung wird durch Fernwärme ersetzt. Gewerberäume im Erdgeschoss werden zu Wohnraum umgebaut.
Ein ähnliches Vorhaben betrifft das Wohnhaus «Martin-Opitz-Strasse 17 / Gottschedstrasse 33» im Wedding. Das Gebäude aus dem Jahr 1918 umfasst 45 Wohnungen, teilweise in schlechtem Zustand. Auch hier sind 2026/27 Dachausbau, PV-Anlage, energetische Sanierung und Umnutzung von Gewerbeflächen geplant.
Der letzte Berliner Erwerb erfolgte 2017 in Französisch Buchholz: Drei Mehrfamilienhäuser mit 42 Wohnungen und gemeinschaftlich genutzter Tiefgarage. Die Häuser weisen bauliche Mängel auf, insbesondere an der Gebäudehülle und im Innenausbau. Derzeit laufen Instandsetzungen an Dachterrassen und der Betonstruktur der Garage. Weitere Sanierungen sind absehbar.
Projektleitung Abendrot: Christian Geser