Abendrot investiert in die Entwicklung von Arealen, um durch die langfristige Vermietung von Wohnungen und Gewerberäumen eine sichere Rendite zu erwirtschaften. Was aber, wenn sich auf einem dieser Areale ein stillgelegtes Wasserkraftwerk befindet? Dann wird Abendrot zur Stromproduzentin. So geschehen auf dem Bucher Areal in Burgdorf.
Die Schweiz ist ein Wasserschloss und Strom aus Wasserkraft ist die wichtigste einheimische Quelle erneuerbarer Energie. Dabei tragen über 1'400 Kleinwasserkraftwerke rund zehn Prozent zur gesamten schweizerischen Wasserkraftproduktion bei. Mehr als eine Million Haushalte können damit versorgt werden.
Ein Areal steht unter Strom
Um die Jahrhundertwende erlebte die Nutzung der Wasserkraft in der Schweiz einen Aufschwung. Burgdorf verfügte damals bereits über ein mehr als zweihundert Jahre altes Kanalsystem, dessen Wasser mechanische Räder antrieb. Mit der Industrialisierung der vorhandenen Textilbetriebe wurde vielerorts in die Elektrifizierung der werkseigenen Kleinwasserkraftwerke investiert. Eine Vorreiterin war die Wollzwirnerei Bucher & Cie, die bereits 1884 eine Konzession zum Betreiben einer Turbine erhielt. Eine für die damalige Zeit sensationelle Dynamomaschine lieferte Strom für die elektrische Beleuchtung. 1917 entstand das heutige Turbinenhaus. Die heute noch bestehende Wasserzuführung wurde 1946 gebaut und mit einer neuen Kaplan-Turbine in Betrieb genommen. Bis 2015 lieferte die Anlage Strom für die Maschinen der Wollzwirnerei und später für die Mieterschaft des Areals. Dieses wurde nach der Stilllegung der Zwirnerei vielfältig genutzt: Es wurde gewohnt, Karate trainiert, Ballett geübt, in der Moschee gebetet und in der Brockenstube geschmökert. Verschiedene Freizeiträume, eine Tierarztpraxis, Büros und Lagerräume belebten die grosszügigen Räumlichkeiten in Bahnhofsnähe.
2012 kaufte Abendrot das Areal der ehemaligen Wollzwirnerei. Sie sanierte in einem ersten Schritt die denkmalgeschützten Fabrikbauten und nutzte sie unter Einbezug der Mieterinnen und Mieter um. Mehrere Neubauten wurden in einem zweiten Schritt erstellt und vervollständigen heute ein breites Angebot an Wohnraum und Gewerbeflächen.
Lokal und nachhaltig Energie erzeugen
Auch das Kleinwasserkraftwerk wurde von Abendrot aufwändig saniert und 2017 nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit mit einer neuen Turbine wieder in Betrieb genommen. Es ist mittlerweile ein nicht nur historischer, sondern auch lebendiger Zeuge dieses Ortes. Gemeinsam mit sieben weiteren Kleinwasserkraftwerken ist es zur Genossenschaft Wasserkraftwerke Burgdorf zusammengeschlossen. Diese gilt als Ansprechpartnerin für den Kanton und ist zuständig für den Unterhalt des Kanalsystems. Sie produziert grünen Strom, der mit kostendeckender Vergütung ins Netz gespeist wird. Je nach Niederschlagsmenge sind es total zwischen 3 bis 3,8 Gigawattstunden elektrische Energie pro Jahr. Dies entspricht in etwa drei Prozent des jährlichen Strombedarfs der Emmestadt.
Davon stammen rund 320’000 kWh vom Wasserkraftwerk auf dem Bucher Areal. So leistet es zusammen mit der neuen Photovoltaikanlage auf dem Sheddach der historischen Fabrikbauten einen Beitrag zur lokalen, nachhaltigen Energieerzeugung. Der Ertrag aus der Stromproduktion wiederum fliesst zurück zu Abendrot. Und damit bleibt – Panta rhei – alles im Fluss.